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Einen Tierschutzhund adoptieren - so haben wir Carlos gefunden

Ich weiß noch genau, als wir im Supermarkt standen und der schwarze Kopf mit weißem symmetrischem Strich über meinen Instagram Feed huschte. Die Tierschutzorganisation Tierhilfe 4-Happy-Paws e.V. hatte wieder einen neuen Hund veröffentlicht, der auf der Suche nach einem neuen Zuhause war.
In der Vergangenheit hatte ich schon einige Teilpatenschaften für die Tierschutzorganisation übernommen - allerdings nie mit dem Gedanken, die Hunde tatsächlich auch zu adoptieren. Meist handelte es sich um wenige Wochen alte Welpen, denen wir weder zeitlich noch in Sachen Erziehung gerecht werden würden (Dachte ich zumindest). Wir spielten eher mit dem Gedanken, einen 1-2 Jährigen Hund bei uns aufzunehmen, der das kleine 1x1 schon kannte und keine vollständige Erziehung von uns forderte - für so eine verantwortungsvolle Aufgabe fühlten wir uns trotz früherer Hundeerfahrung noch nicht bereit.
Der süße Fratz auf meinem Bildschirm hatte Ähnlichkeit mit einem Border Collie - vielleicht steckte auch etwas vom Australien Shepherd darin - so genau wusste das keiner (Straßenhund eben). Ich beschloss den Beitrag zu kommentieren, um ein paar Stammdaten abzufragen. Fragen kostete schließlich nichts und wahrscheinlich würde sowieso etwas dagegensprechen.
Nachdem wir ein paar Nachrichten ausgetauscht hatten, wusste ich etwas mehr über den Hund, der den Namen „Carlos“ trug: Knapp 12 Monate alt wurde er geschätzt, mittelgroß und lernwillig.
Nun gut - jetzt nicht voreilig werden und realistisch bleiben, auch, wenn er mit seinem Grundprofil tolle Vorraussetzungen mit sich brachte. Wir wollten die anstehenden Untersuchungen beim Tierarzt abwarten, bevor wir wirklich ernsthaftes Interesse äußerten.
Zwei Tage später dann die Nachricht: Er ist kerngesund und frisch entwurmt. Was für tolle Neuigkeiten!
Okay, wieder ein neues Argument auf unserer „Pro-und-Contra-Liste“, die wir insgeheim schon im Supermarkt angelegt hatten, auch, wenn nur gedanklich. Zeit, um sich wirklich ernsthaft Gedanken zu machen. Sind wir in der Lage diesem Hund sowohl zeitlich, finanziell als auch in seiner Erziehung gerecht zu werden? Können wir ihm ein Zuhause bieten, wo er endlich ankommen darf?
Wir diskutierten viel, wollten nichts überstürzen, sondern uns zu 100% sicher sein. Es war eine Entscheidung, die alles verändern würde. Sowohl sein Leben als auch unseres. Jedoch konnte jeder noch so kleine Zweifel, der innerhalb unserer gemeinsamen Gespräche aufploppte, durch einen fundierten Lösungsansatz beseitigt werden. Wir sahen uns an und wussten die Antwort auf unser Gedankenkarussell: Ja und nochmal ja.
Ein Problem gab es allerdings noch: Wir standen nicht ganz oben auf der Interessentenliste. Eine Familie aus München hatte bereits vor uns für Carlos Interesse bekundet und somit als Erstes die Möglichkeit, innerhalb einer Vorkontrolle alle Fragen zu stellen und das potenziell neue Zuhause für Carlos absegnen zu lassen. Solange mussten wir uns leider in Geduld üben.
Das passiert bei einer Vorkontrolle:
  • Ein ehrenamtlicher Mitarbeiter der Organisation besucht Dich und macht sich eine Eindruck von Dir und Deinem Zuhause
  • Wichtig: Vor der Vorkontrolle muss die schriftliche Genehmigung des Vermieters zur Haltung eines Hundes vorliegen
  • Fragen wie "Hast Du schon Vorerfahrungen mit Hunden?", "Wie lange müsste der Hund täglich alleine bleiben?" und "Wer kümmert sich im Notfall / im Urlaub um den Hund?" können Dir gestellt werden
  • Ihr besprecht ausführlich den Adoptionsvertrag
  • Du hast die Möglichkeit alle Fragen zu stellen, die Dir wichtig sind
Sieben Tage später stand das Resultat der Vorkontrolle in München fest. Folgende Nachricht landete daraufhin in meinem Postfach:
„Carlos hat ein neues Zuhause gefunden - er ist schon bald ein Münchner Junge“.
Gemischte Gefühle machten sich in uns breit. Einerseits freuten wir uns sehr für Carlos, dass er eine Familie gefunden hatte, die bereit war, ihm ein Leben zu schenken, das er als Straßenhund nie erfahren hatte. Aber anderseits? Andererseits wären wir gerne diese Familie gewesen.
Es vergingen drei Tage, in denen wir uns mit dem Gedanken abfanden, dass es wohl nicht hätte sein sollen und die Zeit für einen Hund vielleicht einfach noch nicht reif war. Irgendwann wäre der richtige Hund bestimmt dabei - wir wollten uns keinesfalls unter Druck setzen oder gar nur einen Hund haben, damit wir einen haben. Das Leben ist voller Überraschungen - eines Tages würde der richtige Moment gekommen sein.
Am dritten Tag erhielt ich eine Nachricht, mit der ich niemals gerechnet hätte:
„Lisa. Carlos ist wieder „frei". Die Familie aus München hat uns eben abgesagt …."
Ich musste die Nachricht glatt zweimal lesen, um deren Inhalt zu realisieren. Gerade, als wir uns mit dem Gedanken angefreundet hatten, vorerst doch keinen Hund aufzunehmen, wendete sich das Blatt. Ganz schön verrückt, oder?
Nun erhielten wir die Chance, innerhalb einer Vorkontrolle unsere Fragen loszuwerden und die Tierschutzorganisation von uns und unserer Eignung für Carlos zu überzeugen. Wenn das nicht mal ein Hauch von Schicksal mit sich brachte, dann weiß ich auch nicht …
Wir waren unheimlich nervös, aber auch vorfreudig auf das Gespräch mit Jürgen, einem ehrenamtlichen Helfer von Tierhilfe 4-Happy-Paws e.V.. Im Gepäck hatte er jede Menge Fragen, deren Antworten über unsere Zukunft und die von Carlos entscheiden würden. Trotz der vielen formalen, aber teilweise auch überraschenden Fragen war es ein sehr angenehmes Gespräch. Wir haben uns wohl gefühlt, wohl, bei der Entscheidung, den kleinen Carlos bei uns aufzunehmen.
Nach drei Stunden verabschiedeten wir uns von Jürgen. Die drei Stunden hatten uns ganz schön geschlaucht, aber, wenn wir ehrlich sind: Was sind schon drei Stunden im Gegensatz zu einem ganzen Hundeleben? Erschöpft, aber überglücklich fielen wir uns in die Arme: Unser Zuhause würde bald Carlos´ Zuhause sein.
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