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Leben mit reaktivem Hund: Was es bedeutet – und warum Du nicht allein bist

Wenn Du mit einem reaktiven Hund zusammenlebst, kennst Du die täglichen Herausforderungen: Ständiges Scannen der Umgebung, ungefragte Ratschläge und die Überwindung, mit dem Hund bei Sonnenschein rauszugehen. Vielleicht fühlst Du Dich manchmal überfordert oder allein gelassen. Wir möchten Dir mit diesem Beitrag nicht nur erklären, was Reaktivität bei Hunden bedeutet, sondern Dir vor allem zeigen: Du bist nicht allein und Dein Hund ist kein Problemhund.

Was ist ein reaktiver Hund?

Ein reaktiver Hund ist ein Hund, der auf bestimmte Reize in seiner Umgebung übermäßig stark reagiert. Diese Reize können andere Hunde, fremde Menschen, Radfahrer, Autos oder laute Geräusche sein. Reaktivität zeigt sich oft durch starkes Bellen, Ziehen an der Leine, Anspringen oder sogar panisches & ängstliches Verhalten.

Während andere dieses Verhalten direkt als problematisch und nicht gesellschaftstauglich abstempeln, sagen wir ganz klar: Ein reaktiver Hund ist kein „Problemhund“. Ein reaktiver Hund versucht nicht, Dir das Leben schwer zu machen – er versucht einfach nur, mit einer für ihn schwierigen Situation umzugehen.

Nicht der Hund ist das Problem, sondern die Umgebung, in der er sich zurechtfinden soll. Warum wir deshalb lieber von einer Problemumgebung sprechen, erklären wir ausführlich in diesem Blogbeitrag und in dieser Podcastfolge:

Problemhund oder Problemumgebung? Die Macht der Begriffe im Hundealltag

Problemhund oder Problemumgebung? Die Macht der Begriffe im Hundealltag

02.02.2025

In diesem Beitrag erfährst Du, warum Begriffe wie 'Problemhund' und 'Pöbler' mehr Schaden anrichten können, als man denkt – und wie wir durch eine bewusste Wortwahl unseren Blick auf unseren Hund und den Alltag nachhaltig verändern können.

rabauken Radau

#7 Problemhund oder Problemumgebung? Die Macht der Begriffe im Hundealltag

Reaktiver Hund im Alltag: So zeigt sich die Herausforderung

Das Leben mit einem reaktiven Hund bringt besondere Herausforderungen mit sich – vielleicht erkennst Du Dich in diesen Situationen wieder:

  • Dein Hund reagiert stark auf andere Hunde - selbst auf große Entfernung.

  • Spaziergänge fühlen sich manchmal eher wie ein Spießrutenlauf an.

  • Du planst Deine Gassi-Routen nach möglichst ruhigen Zeiten oder abgelegenen Wegen.

  • Du bekommst böse Blicke oder ungefragte Ratschläge.

  • Du freust Dich, wenn es regnet, weil weniger Menschen & Hunde unterwegs sind.

Wir kennen all das nur zu gut. Genau deshalb ist es uns so wichtig, dass wir offener über dieses Thema sprechen. Reaktivität bei Hunden darf kein Tabuthema mehr sein.

Reaktivität hat viele Gesichter – und viele Ursachen

Es gibt nicht den einen Grund, warum ein Hund reaktiv ist. Die Ursachen sind so vielfältig wie unsere Hunde selbst, z.B.:

  • Fehlende Sozialisierung: Hunde, die in ihrer prägenden Phase wenig oder keine Erfahrungen mit Umweltreizen gemacht haben, können später unsicher oder ängstlich reagieren.

  • Traumatische Erlebnisse: Schlechte Erfahrungen, wie z. B. ein Angriff durch einen anderen Hund, können zu reaktivem Verhalten führen.

  • Genetische Veranlagung: Einige Rassen oder Individuen neigen aufgrund ihrer Genetik eher zu Reaktivität.

  • Gesundheitliche Probleme: Schmerzen oder gesundheitliche Einschränkungen können das Verhalten eines Hundes beeinflussen.

Deshalb ist es so wichtig, nicht stumpf die Symptome zu bekämpfen, sondern die Ursachen zu ergründen. Jeder Hund ist individuell - genau wie die Unterstützung, die er im Alltag braucht. Ein reaktiver Hund lässt sich nicht einfach mit einem anderen reaktiven Hund in einen Topf werfen.

Reaktivität durch Deprivationssyndrom: Unsere Erfahrung mit Carlos

Unser Hund Carlos ist ein gutes Beispiel dafür, wie vielschichtig die Ursachen reaktiven Verhaltens sein können. Als er 2020 bei uns einzog, reagierte er auf alles – Menschen, Tiere, Fahrzeuge, Geräusche, Gerüche.

Die ersten Hundetrainer meinten, er sei einfach „unerzogen“ oder „respektlos“. Erst eine Tierärztin für Verhaltensmedizin brachte Klarheit: Carlos leidet am Deprivationssyndrom.

Diese Entwicklungsstörung tritt bei Hunden auf, die in ihrer Prägephase wenig bis keine Umweltreize erleben kennengelernt haben. Für sie bleibt die Welt fremd und überfordernd – was zu intensiven, oft panischen Reaktionen führt.

Wie wir gelernt haben, damit umzugehen, erzählen wir im Detail in unserem Blogbeitrag “Das Leben mit einem Deprivationshund”.

Du darfst Dir Hilfe suchen – auch wenn es schwerfällt

Hundetraining bei Reaktivität erfordert viel Geduld, Einfühlungsvermögen – und vor allem: Verständnis. Nicht nur für den Hund, sondern auch für Dich. Denn: Hundetraining ist immer auch Menschentraining.

Wir wissen, wie schwer es sein kann, sich Hilfe zu holen. Vielleicht hast Du schon schlechte Erfahrungen gemacht. Vielleicht schämst Du Dich oder befürchtest, erneut enttäuscht zu werden. All diese Gefühle sind verständlich.

Und trotzdem: Es gibt empathische, gut ausgebildete Trainer*innen, die Dir und Deinem Hund wirklich helfen können – ohne Druck, ohne Verurteilung. Und auch online findest Du mittlerweile viele Orte, an denen Verständnis und ehrlicher Austausch möglich sind.

Gemeinsam einsam - willkommen in der rabaukenbande

Wenn man uns fragen würde, was uns im Leben mit unserem reaktivem Hund am meisten hilft, dann ist es die Gewissheit, dass wir mit all dem nicht alleine sind. Durch unserem Instagram-Kanal haben wir so viele Hund-Mensch-Teams kennengelernt, die ebenfalls mit Reaktivität, Unsicherheit oder Aggression zu kämpfen haben. Für die “Ausweichen” und “Management” keine Tabuthemen sind, sondern Alltag. Inzwischen ist daraus eine tolle Community entstanden - die rabaukenbande, wie wir sie liebevoll nennen - und ein Ort des Austauschs und der gegenseitigen Unterstützung.

Und falls Du lieber lauschst als liest: In unserem Podcast “rabauken Radau” sprechen wir über weitere Tabus in der Hundewelt, vermeintlich einfache Alltagssituationen mit reaktivem Hund und all die kleinen (und großen) Gefühle, die dazugehören.

Bitte Abstand halten – Unsere Kollektion für reaktive Hunde

Gerade weil wir wissen, wie anstrengend Begegnungssituationen sein können, haben wir unsere „Bitte Abstand halten“-Kollektion ins Leben gerufen. Sie ist speziell für Mensch-Hund-Teams wie Euch gedacht – mit liebevoll gestalteten, aber klaren Botschaften auf Hoodie, T-Shirt und Turnbeutel.

Unsere Produkte sollen Dir helfen, sichtbar zu machen, dass Dein Hund mehr Raum braucht – ohne dass Du Dich dafür ständig rechtfertigen musst. Und sie sollen ein Zeichen setzen: für mehr Rücksicht, mehr Verständnis und ein entspannteres Miteinander.

Was Du für Dich (und Deinen reaktiven Hund) noch tun kannst

Zum Schluss: Du bist nicht allein – wirklich nicht

Das Leben mit einem reaktiven Hund ist oft herausfordernd. Es verlangt viel Geduld, Verständnis und manchmal auch Ressourcen, von denen man nicht wusste, dass man sie hat. Aber es ist auch ein Weg voller Fortschritte & Marmeladenglasmomente, die zeigen, dass sich all das lohnt.

Wenn Du bis hierhin gelesen hast, dann tust Du schon mehr, als viele andere tun würden. Du versuchst zu verstehen, hinzusehen und den Alltag für Dich und Deinen Hund ein Stück leichter zu machen. Das macht Dich nicht zu einem schlechten Halter – im Gegenteil: Es macht Dich zu genau dem Menschen, den Dein Hund an seiner Seite braucht.

Und wenn Du das nächste Mal das Gefühl hast, überfordert zu sein: Denk daran, dass es andere gibt, die genauso fühlen. Die es nachvollziehen können. Die Dich und Deinen Hund sehen – genau so, wie Ihr seid.

Schön, dass Du hier bist. Schön, dass es Euch gibt. Und schön, dass wir diesen Weg gemeinsam gehen.

Wer schreibt?

Hi, wir sind Nikolas & Lisa und gemeinsam mit unserem Tierschutzhund Carlos haben wir 2021 rabaukenglück gegründet. Auf Instagram und in unserem Podcast „rabauken Radau“ lassen wir andere Hundebesitzer offen & ehrlich an unserem Leben mit Carlos teilhaben und geben hilfreiche Tipps & Reminder für einen positiven & achtsamen Alltag mit Hund.

Noch mehr aus unseren Alltag mit reaktivem Hund findest Du hier:

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Dieser Beitrag wird Dich in die Welt eines Deprivationshundes entführen, Dir einerseits aufzeigen, wie wir das Deprivationssyndrom bei Carlos entdeckt haben und anderseits zeigen wir Dir, was es bedeutet, einen Hund zu haben, der auf alles und jeden aggressiv reagiert.

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